UL 62368-1 Zertifizierung für Industrie-PCs
UL steht für "Underwriters Laboratories", zu Deutsch "Labore der Versicherungswirtschaft". Das Labor zertifiziert unterschiedlichste Materialien, Komponenten und Produkte auf Betriebssicherheit. Dabei geht es vor allem um Personenschäden und die Entstehung von Bränden. UL-zertifizierte Produkte sind also nicht nur sicher, sondern auch auf dem neuesten Stand der Technik und entsprechen den nordamerikanischen Sicherheitsanforderungen.

Wo werden UL-Zertifizierungen verlangt?
- Nordamerika und weltweit: Die UL-Zertifizierung ist in vielen Branchen eine Voraussetzung, um Produkte auf den Markt zu bringen. Der Standard wird in den USA, Kanada und vielen anderen Ländern angewendet. Für den nordamerikanischen Markt ist UL 62368-1 seit Dezember 2020 als Pflichtstandard eingeführt.
- Verbreitung und Vorteile: Da UL 62368-1 auf dem IEC 62368-1 basiert, harmonisiert er weltweit die Sicherheitsanforderungen für elektronische Geräte und vereinfacht damit die Markteinführung in verschiedenen Regionen.
- Einsatzbereiche: UL-Zertifikate werden in sicherheitskritischen Bereichen benötigt, z. B. in der Gebäudetechnik, Automatisierungstechnik, Medizin- und Labortechnik sowie in der IT- und Telekommunikationsindustrie.
Welche Vorteile bringt die UL 62368-1 Zertifizierung?
- Effizienz durch einen Standard: UL 62368-1 fasst die Anforderungen früherer Standards zusammen, was den Entwicklungsaufwand und die Prüfkosten reduziert.
- Mehr Flexibilität im Design: Der risikobasierte Ansatz erlaubt es den Herstellern, kreativere Designs zu entwickeln, solange diese die Sicherheitsanforderungen erfüllen.
- Zukunftssichere Produktentwicklung: Durch den modularen Aufbau und den Fokus auf die Sicherheitsrisiken ist der Standard auch für neue Technologien und Produktinnovationen geeignet.
Was beinhaltet der UL 62368-1 Standard?
- Schutz gegen Energiequellen: UL 62368-1 unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Energiequellen (z. B. elektrisch, thermisch) und ordnet diesen Gefahrenstufen zu. So wird etwa geprüft, wie gut ein Gerät gegen Berührung spannungsführender Teile gesichert ist.
- Ermittlung der Gefahrengrenzen: Der Standard definiert die Energiegrenzwerte und die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen für jeden Gefahrenbereich (z. B. elektrische Energie in Abhängigkeit von Spannung und Stromstärke).
- Anforderungen für Konstruktion und Materialien: Er legt Wert auf die Materialwahl und das Design, sodass das Gerät selbst bei Fehlfunktionen nicht zu einer ernsthaften Gefahrenquelle wird. Das schließt auch Schutzmaßnahmen wie Isolierungen, Materialien mit hohen Entflammungsgrenzen oder Temperaturüberwachung ein.
Was bedeutet risikobasierter Ansatz?
Ein risikobasierter Ansatz konzentriert sich auf die Identifikation und Bewertung potenzieller Gefahrenquellen und passt die Schutzmaßnahmen flexibel daran an, anstatt feste Vorgaben zu machen.
- Flexibilität und Innovationsspielraum: Hersteller können eigene Lösungen entwickeln, solange die potenziellen Risiken angemessen adressiert werden. Der risikobasierte Ansatz verlangt also nicht spezifische Maßnahmen, sondern zielgerichtete Schutzmaßnahmen, die auf das konkrete Risiko abgestimmt sind.
- Fokus auf das spezifische Gefährdungspotenzial: Zuerst werden die potenziellen Gefahren identifiziert und dann Maßnahmen ergriffen, um diese Gefahren zu minimieren. So können alternative Lösungen zugelassen werden, solange das Sicherheitsniveau gleichwertig ist.
- Beispiel: Der Standard UL 62368-1 verwendet einen „Hazard-based Safety Engineering“-Ansatz (HBSE), der das Risiko potenzieller Gefahrenquellen wie elektrischer, thermischer, mechanischer und Strahlungsgefahren berücksichtigt und gibt Herstellern Spielraum, passende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Ein Hersteller kann z. B. innovative Materialien oder Designs verwenden, wenn diese die Sicherheitsanforderungen erfüllen.