Die UL-Zertifizierung
Die UL-Zertifizierung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Nicht nur, weil sie den Marktzugang nach Nordamerika sehr vereinfachen, sondern weil diese Zertifizierung weltweit hohes Ansehen genießt. In den USA sind die Bestimmungen des Occupational Safety and Health Act (OSHA) und des National Electric Code (NEC) einzuhalten, in Kanada die Vorschriften des OSHA und des Canadian Electric Code (CES). Die anerkannteste Certification Organization sind die Underwriter Laboratories, kurz UL.
Underwriter Laboratories bedeutet so viel wie Labore der Versicherungswirtschaft. Da die Produkthaftungsrisiken in den USA sehr hoch sind, liegt es im Interesse der Versicherer, dieses Risiko zu minimieren. UL prüft und zertifiziert unterschiedlichste Materialien, Komponenten und Produkte auf Betriebssicherheit, vor allem in Hinblick auf Personenschäden und die Entstehung von Bränden. UL-zertifizierte Produkte entsprechen den nordamerikanischen Sicherheitsanforderungen.
Der Hersteller muss für die Zertifizierung seines Produktes durch UL belegen, dass er die vorgegebenen Sicherheitsanforderungen einhält, die größtenteils von UL selbst entwickelt wurden. Außerdem muss der Hersteller mithilfe eines entsprechenden Systems dafür sorgen, dass auch jede Kopie seines Erzeugnisses dauerhaft die vorgegebenen Sicherheitsanforderungen erfüllt. Um dies sicherzustellen, inspiziert UL in unregelmäßigen Abständen unangekündigt die Produktionsstätten. Modifiziert ein Hersteller sein Produktdesign, muss UL die neue Version erst getestet haben, bevor das Produkt ein UL-Prüfzeichen tragen darf. Zudem gibt es im National Electrical Code (NEC) Verweise auf UL-Standards. Teilweise werden UL-Normen bei der Weiterentwicklung des NECs zugrunde gelegt, womit Hersteller diese Standards (ähnlich der deutschen DIN VDE 0100) erfüllen müssen.
Was ist UL 62368-1?
Sicherheitsstandards werden ständig aktualisiert. UL 62368-1 ist seit Juni 2019 gültig ist und ersetzt IEC/EN/UL/CSA 60065, Audio, Video & Similar Electronic Apparatus (Audio-, Video- und ähnliche elektronische Geräte) und IEC/EN/UL/CSA 60950–1, Information Technology Equipment (IT-Zubehör). Dieser neue Standard gilt Computer- und Netzwerkprodukte, Unterhaltungselektronik, Displays und Display-Einheiten, Telekommunikationsprodukte, Bürogeräte und diverse Audio-/Video-Geräte, Informations- und Kommunikationstechnologie. UL 62368-1 orientiert sich an den Prinzipien für Hazard Based Safety Engineering, kurz HBSE.
Beim HBSE-Ansatz geht es nicht mehr darum nachzuweisen, dass ein Produkt vorgeschriebene Produktspezifikationen erfüllt, denn der Schwerpunkt verlagert sich hin zur gefahrenorientierten Herangehensweise. Das heißt, die Produkthersteller müssen nachweisen, dass sie die bekannten Gefahren berücksichtigt haben und darauf aufbauend das Produkt so entworfen haben, dass es im erwarteten Einsatz sicher zu verwenden ist und der Benutzer und die umliegenden Objekte vor Verletzungen oder Schäden durch Stromschläge, thermischen Verbrennungen und anderen Gefahren geschützt sind. Wichtig ist, dass das HBSE auch die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen misst. Durch das HBSE-Konzept werden diejenigen geschützt, die ein Gerät sowohl unter normalen als auch unter Störungsbedingungen benutzen.